Entgeisternd
Heute Mittag bin ich bei einer kleinen Pausentour um die Stadt am Grauen persönlich vorbeigefahren.
In der zwölften Klasse dachte ich alles schulisch Unangenehme außer der Abiturprüfung zu kennen. Bis ich eine neue Deutschlehrerin bekam. Eine solch unfähige PersonLehrkraft war mir bis dahin nicht begegnet. Goethes “Die Leiden des jungen Werthers” und Plenzdorfs “Die neuen Leiden des jungen W.” waren mir neu, ich fand sie interessant und spannend. Leider habe ich zum Beispiel den Werther anders (nicht so suizidal, mit Textpassagen belegt) als sie und ihre Lehrbücher interpretiert. Fehler. Außerdem war sie dermaßen komplex- und problembeladen, dass die Diskussion mit Jugendlichen (Schüler) über Jugendprobleme (am Beispiel Werther) ein offen hörbarer Witz für sie war: Ständig gniggerte sie peinlich wie ein frühpubertäres Mädchen. Wohlgemerkt, die Lehrerin und nicht die Schüler.
Und nie werde ich ihren Kommentar unter einer meiner Klausuren vergessen (den einzigen, an den ich mich überhaupt erinnern kann):
“Insgesamt fällt der flapsige Umgangston auf, der noch nicht einmal in einen richtigen Satzbau gepresst wird.”
Sie war die einzige, die das in vielen Schuljahren (so) moniert hatte. Ich nannte das übrigens Schreibstil.
Und an der bin ich heute Mittag vorbeigefahren und musste mich erinnern. Grusel. Nun sagt die EINE™ gerade, dass besagte Lehrerin längst tot sei (äh, sie war doch auf dem anderen Gymnasium, woher kennt sie sie eigentlich?). Oups. Die Frau begegnet mir also ungefragt am helllichten Tag als Geist mitten auf der Straße? Ich habe ein Problem. Kann mich ein Hobbyfreud mal therapieren?
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